RAL-Farbtöne – eine große Palette genormter Farben

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Eine Beschichtung soll weiß sein? Dieser Wunsch kann zu Missverständnissen führen, denn „Weiß“ gibt es in vielen Tönen. Ist Reinweiß, Cremeweiß, Reinraumweiß oder Verkehrsweiß gemeint? RAL-Farbtöne geben Sicherheit: Hier ist jede Nuance genormt und mit einer festen, international anerkannten Nummer versehen. So ist jedem Beteiligten am Projekt der Farbton klar – ohne den lästigen und zeitraubenden Austausch von Farbmustern.

RAL-Farbtöne gehören zu einer Reihe von normierten und weltweit eingesetzten Farben. Die RAL gGmbH als Tochter des RAL Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung erstellt und verwaltet alle RAL-Farben. RAL-Farbtöne sind in verschiedenen Katalogen mit jeweils eigener RAL-Farbpalette zusammengefasst. Die Farbsysteme sind in gedruckter und digitaler Form erhältlich. Jeder RAL-Farbton besitzt eine spezifische vierstellige Nummer. So können Bauherren, Architekten, Industrieunternehmen usw. die Farbgestaltung für Projekte festlegen, ohne physische Farbmuster austauschen zu müssen.

Die RAL gGmbH hält diese RAL-Farbpaletten bereit:

RAL Classic

RAL Design System

RAL Effect

RAL Plastics

RAL Farbensoftware

RAL Classic

Die bekannteste RAL-Farben-Übersicht ist die Palette RAL Classic. Bereits im Jahr 1927 brachte die Vorgängerorganisation „Reichs-Ausschuß für Lieferbedingungen“ die RAL-Farbtöne als Sammlung bestehend aus 40 Farben heraus. Ursprünglich definierten sie RAL-Farbtöne für wasserlösliche Nasslacke. Heute beinhaltet der Katalog 213 RAL-Farbtöne, die sich wie folgt aufteilen:

Körperfarben

Glimmerige Eisenfarben

Tageslicht-leuchtende Farben

Perlmuttfarben

Die Aufnahme weiterer RAL-Farbtöne in den Farbkatalog ist an strenge Kriterien gebunden. Für neue RAL-Farbtöne ist ein übergeordnetes öffentliches Interesse Voraussetzung. So muss es möglich sein, die zeitlose Farbe in witterungsbeständiger Ausführung und umweltfreundlich herzustellen. Zusätzlich zu einer hohen Deckkraft muss ein neuer RAL-Farbton einen deutlich sichtbaren Unterschied zu den bereits in der Palette enthaltenen Farben aufweisen. Die größten Chancen auf eine Aufnahme haben Farben großer Unternehmen. Seit 1992 gehören z. B. „Telegrau 1 und 2“ sowie „Telemagenta“ von der Deutschen Telekom zu den RAL-Farben.

Die RAL-Farbpalette Classic ist in zwei Ausführungen erhältlich:

Für glänzende Oberflächen: Farbregister RAL 840-GL

Für matte Oberflächen: Farbregister RAL 840-HR

Für glänzende Oberflächen: Farbregister RAL 840-GL

Für glänzende Oberflächen: Farbregister RAL 840-GL

Die RAL-Farbcodes

Die RAL-Farbtabelle gibt an erster Stelle den RAL-Farbcode an. Es folgen der Farbname und ein Farbmuster. Danach führt die Tabelle die Koordinaten im CIELab-Farbraum an. Dieser gehört zum CIE-Normfarbsystem, das die Internationale Beleuchtungskommission CIE – Commission internationale de l’éclairage entwickelt hat. Mittels des Koordinatensystems lässt sich eine Relation zwischen der menschlichen Farbwahrnehmung und den physikalischen Grundlagen eines Farbreizes, Farbvalenz genannt, ableiten. Am Ende steht eine Beschreibung der Farbe oder ein Anwendungsbeispiel (z. B. RAL-Farbe Signalgelb zur Kennzeichnung von Gasleitungen).

Der vierstellige RAL-Farbcode gibt über die erste Ziffer Auskunft über die Farbfamilie (1 = gelb, 2 = orange, 3 = rot, 4 = violett, 5 = blau, 6 = grün, 7 = grau, 8 = braun, 9 = weiß und schwarz). Die weiteren Zahlen werden aufsteigend vergeben, Lücken ergeben sich aus der Palette gelöschter RAL-Farbtöne.

RAL-Farbtöne im Design-System

Seit 1993 stehen RAL-Farbtöne im RAL Design-System zur Verfügung. Diese RAL-Farbpalette umfasst 1.625 genormte Farben, die statt mit den bekannten RAL-Farbcodes ausschließlich über die Koordinaten im CIELab-Farbraum definiert werden. Dabei folgt die Ordnung der RAL-Farbtöne nicht der Familie der Grundfarbe. Die RAL-Farbenübersicht im Design-System folgt dem seit 1976 bestehenden und von der CIE entwickelten Lab-Farbmaßsystem. Die Einordnung erfolgt nach Buntton (Hue H), Helligkeit (Lightness L) und Buntheit (Chroma C).

RAL-Farbtöne Effect

Der RAL-Katalog Effect ist die jüngste RAL-Farbpalette. Er ist seit April des Jahres 2007 erhältlich. Zu seinem Spektrum gehören insgesamt 490 RAL-Farbtöne in zwei Varianten:

420 Unifarben

70 Metallicfarben

Damit enthält der Effect-Katalog eine deutliche größere Farbauswahl als die traditionelle Classic-RAL-Palette. Grundlage für die Farbmuster bilden Nasslacke auf Wasserbasis, die keinerlei Pigmente mit Schwermetall (z. B. Cadmiumsulfit oder Bleichcromat) enthalten.

Weitere RAL-Farbtöne

Einige RAL-Farbtöne wurden aus der Farbpalette entfernt. Das trifft insbesondere auf RAL-Farben zu, die stark mit Institutionen aus dem Nationalsozialismus verbunden sind. Eine Sonderstellung nimmt der RAL-Farbton RAL 9020 „Seidenmatt-Weiß“ ein, der aufgrund der Verwechslungsgefahr mit dem RAL-Farbcode 9016 „Verkehrsweiß“ separat geführt wird. Das „Seidenmatt-Weiß“ ist eine mattere Version von RAL 9010 „Reinweiß“. vAuch die Tarnfarben der Bundeswehr sind mit dem RAL-Farbsystem verknüpft. Sie werden aber separat in der RAL-Farbtabelle F9 geführt. Seit 1984 gehören drei RAL-Farbtöne zur Tarnung in diese Palette. Im Jahr 2004 wurde sie um fünf weitere RAL-Farbtöne erweitert. Diese dienen zur Umtarnung der Ausrüstung für die Ansprüche in Wüstenregionen.

Weiterhin gibt es Tabellen für die RAL-Eisenbahnfarben. Diese fassen die typischen RAL-Farbtöne zusammen, in denen Eisenbahngesellschaften ihre Züge lackieren. Diese Farbensammlungen werden unverzüglich angepasst, wenn ein Unternehmen sein Design ändert. DB-Farben zählen dagegen nicht zu den RAL-Farbtönen. Sie enthalten Eisenglimmer und kommen als Korrosionsschutz an Brücken, Geländern oder Dachkonstruktionen zum Einsatz. Neben dem RAL-Farbsystem gibt es weitere, ähnliche Tabellen. Dazu gehören beispielsweise Le Corbusier Farben oder die NCS-Farben.

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